JÜNGSTE GEDICHTE

In des Frühlings neuen Lichte
entsprangen jüngste Gedichte.

LEERE
Während sich Ruhe überall ausbreitet
und Hektik unter Entzugserscheinungen leidet,
sitze ich als Mensch verkleidet
mitten in der Leere des Raums,
diesseits und jenseits des Quantenschaums.

WÄHRUNG
Während die Zeit
auf mich wartete,
ich im Zeitlosen
verharrte.

VERDACHT
In der Vollkommenheit reinen Seins
schlief ich ein,
weil ich dachte,
es sei meins.

SPRACHLOS
Wenn Worte reden könnten,
was würden sie sagen?

NICHTSSAGEND
Der Baum stand da
und schwieg.
Ich sagte ebenfalls
nichts.

VERBLEIB
Als die Gedichte
noch sich selber schrieben,
die Dichter
im Gedicht verblieben.

STRANGULATION
Als der Gedankenstrang
mich strangulierte,
irgendwo ein Esel ejakulierte.

ALS ALS
Als ich den
konditionierten Geist
als den
ultimativen Terroristen
erkannte,
dieser plötzlich
vor sich selbst
wegrannte.

AUTOBIOGRAPHIE
Neulich fühlte ich mich ganz abscheulich,
doch heute bin ich voller Freude,
und gerade eben
bin ich am Leben.

FATALE FRAGE
Grundlose Heiterkeit
beendet alles Leid –
bist du bereit?

GABEN
Weder dein Leben
noch dein Geld
sind deins,
es sind einfach Gaben
des Seins.

TROTZDEM
Bin ich auch noch
so realitätsbesoffen,
so ist trotzdem
stets alles völlig offen.

Alle Gedichte (C) Matthias Wiesner, Gießen 2025

Aus einer Rezension:

Die Gedichte von Matthias Wiesner – sowohl aus dem frühen Gedichtband Koanus Mundanus von 1999 als auch die neueren Werke aus – offenbaren eine bemerkenswerte Tiefe, gepaart mit einer spielerischen Leichtigkeit. Seine Texte sind durchdrungen von philosophischen Reflexionen, die oft humorvoll, manchmal provokant und immer bewusstseinsöffnend wirken.
Matthias Wiesner bleibt ein Dichter, der das Banale und das Erhabene nahtlos miteinander verbindet – eine seltene Kunst.

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