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HAIKUS – Gedichte und Fotos

Haiku: japanisches Kurzgedicht, das in der Regel, aber nicht immer, aus 5+7+5 Silben besteht. Das Haiku besteht seit ca. 1000 Jahren. Als Großmeister des Haiku gilt der Zen-Mönch Basho (17. Jahrhundert). Heute gibt es in Japan zahlreiche Haiku-Zeitschriften, die jährlich ca. eine Million Haikus veröffentlichen.

In seiner langen Geschichte ist das Haiku oft zum Wortspiel und Kalauer degeneriert, aber in seiner authentischen Form ist es meditative Dichtung im Geist des Zen-Buddhismus:
“Das geglückte Haiku ist ein Augenblick des Erwachens vor der Sache. Das Licht und der Schatten der Welt werden von neuem erblickt.” (G. Wohlfart, Zen und Haiku )

Das Haiku nimmt so viel wie möglich Worte zwischen dir und den Dingen weg. ‘Karges Wort von selbst so.’ Der Augenblick des Erstaunens über das ‘Dass’ der Dinge in ihrer ‘Dieseinzigkeit’ (Soheit). Es präsentiert die Dinge hier und jetzt. Angemessene Verbformen: Präsens oder Partizip.

In meinem Kreativen Schreibkurs „Spass am Schreiben“, der im August beginnt, werden wir uns auch am Haiku versuchen. Natürlich wollen wir uns beim Haiku-Schreiben nicht gleich mit den Großmeistern messen, auch Kalauer und Wortspielchen sind erlaubt, und wenn doch ein großes Haiku sich macht, um so besser.

Im folgenden 5 Haikus aus meinem Fotogedichtband „High Coup – 77 Annäherungen“, der Ende 2024 als E-Book erscheint.

RAUMTÜR

blaugrüne Raumtür
ein wolkenloser Himmel
unendlich leuchtend

(C) Matthias Wiesner Gießen

VOR REGEN

Gras aufgerichtet
die Wolken vor der Sonne
tiefer die Vöge
l

(C) Matthias Wiesner Gießen

ANKUNFT

der strom hat’s eilig
stein’ges wasser durchschnellend
kommt irgendwo an

(C) Matthias Wiesner Gießen

ALTER

Rheuma im Gelenk
Sich versteifende Träume
Auf steinigem Weg

(C) Matthias Wiesner Gießen

SCHMERZ

Zu viel Energie
an einer falschen Stelle
zu lange Zeit

(C) Matthias Wiesner Gießen