
Wie im zweiten Beitrag zu diesem Thema angekündigt, hier nun die dritte der vier Übungs-Sequenzen zur Transformation der Zeiterfahrung.
Vorab nochmal zur Erinnerung:
Übliches Zeitmanagement öffnet nicht die Konditionierung der linearen Zeitwahrnehmung, sondern versucht in ihrem Rahmen das Beste aus den gegebenen Beschränkungen zu machen. Meditatives oder holistisches Zeitmanagement geht davon aus, dass die in westlichen Kulturen im Alter von 7 Jahren voll ausgebildete lineare Zeitwahrnehmung eine gewohnheitsmäßige Konditionierung ist.
Woher wissen wir, dass lineare Zeit keine objektive Realität, sondern eine Erfindung ist? Viele Menschen haben schon Erfahrungen gehabt des Stillstehens von Zeit bzw. von nicht auf normale Weise dahinfliessender Zeit.
Spitzensportler zum Beispiel haben oft von einem Bereich berichtet, in dem keine lineare Zeit herrscht und in dem sie ihren Körper und ihre Sportart perfekt beherrschen. Auch viele Künstler kennen einen stillen, friedvollen und doch überaus produktiven, zeitlosen Raum, der es ermöglicht, Ungewöhnliches zu vollbringen. Zeitlosigkeit und alternative Zeitflussempfindungen sind keineswegs Exklusiverfahrungen von Mystikern.

ÜBUNGSSEQUENZ „ZEITERFAHRUNG TRANSFORMIEREN“ Sequenz 3
Auch diese Übungssequenz stammt aus der multidimensionalen Energiearbeit und ist die dritte von vier Sequenzen zur Transformation der Zeiterfahrung. Weitere Sequenzen werden in zukünftigen Blogbeiträgen dargestellt.
Level III
Sequenz III
1 Kum Nye Übung 39 “Im Raum schwimmen”
2 Übung “Momente zwischen Momenten”
3 Übung “Gehen, ohne weiterzugehen”
4 Übung “Durch Negativität hindurchsehen”
5 Kum Nye Übung 97 „Zeit empfinden“
1 Kum Nye Übung 39 „Im Raum schwimmen“1

Stelle dich mit geradem Rücken hin, die Füße bequem weit auseinander, die Arme entspannt seitlich herabhängend. Beginne nun die Arme langsam nach oben zu bewegen, bis sie auf Schulterhöhe gerade vor dir ausgestreckt sind.
Bewege nun den einen Arm ein kleines Stück nach oben und den anderen Arm gleichzeitig genauso weit nach unten. Dann bewege den unteren Arm sehr langsam nach oben und den oberen Arm entsprechend weit nach unten. Lass die Bewegung der einzelnen Arme langsam immer weiter werden, bis sich schließlich jeder Arm bis zur Senkrechte nach oben und unten bewegt. Lass dir für die gesamte „Auseinanderbewegung“ 5 Minuten Zeit. Sei dir der räumlichen Wahrnehmung besonders bewusst, es könnte wie ein Schwimmen im Raum anmuten.
Dann lass die Auf-und Ab-Bewegung der Arme langsam immer kürzer werden, bis beide Arme schließlich wieder in Schulterhöhe gerade vor dir ausgestreckt sind. Nimm dir auch für diese Bewegung 5 Minuten Zeit. Lass die Arme dann langsam herabsinken und entspannt seitlich herabhängen.
Hebe nun die Arme langsam vor dir hoch, bis sie ausgestreckt mit den Handflächen nach vorne zur Decke zeigen. Beuge dich nun ganz langsam, mit den Armen stets auf der Höhe des Kopfes, wie in einem Bogen, nach vorne und unten, bis die Finger nahezu den Boden berühren.
Bewege dich jetzt mit den Armen dicht neben dem Kopf wieder ganz langsam nach oben, bis der Kopf gerade ist und die Arme nach oben gestreckt sind. Wiederhole diese Bewegung noch zweimal.
Sitze dann 5 Minuten oder mehr, und lasse alle angeregten Gefühle sich über deinen Körper hinaus in alle Richtungen ausdehnen.
2 Übung „Momente zwischen Momenten“2
Wie lang ist ein Moment? Wie lang ist dein Moment? Registriere die Antworten und schaue, ob du zwischen zwei solchen Momenten weitere Momente wahrnehmen kannst, indem du bemerkst, was da ist. Oder indem du irgendwie die Bewusstheit beschleunigst (die Zeit verlangsamst?) … Setze das Experiment für eine Minute fort und erkunde, ob du zwischen jeglichen zwei Momenten weitere, möglicherweise subtilere Momente wahrnehmen kannst.
Was passierte? Wurden “Momente zwischen Momenten” gefunden? Veränderte sich die Zeiterfahrung während dieser Übung?

3 Übung “Gehen, ohne weiterzugehen”
Die Übung wird am besten ohne Schuhe oder nur mit Hausschuhen bzw. dünn besohlten Schuhen durchgeführt.
Stell dich aufrecht hin, die Arme entspannt an den Seiten, den Blick geradeaus gerichtet. Atme sanft und ausgeglichen.
Beginne nun sehr, sehr langsam zu gehen. Hebe die Füße jeweils etwa 10 cm an und gehe in Minischritten von maximal 10 cm, eher nur 5 cm. Lasse bei der Abwärtsbewegung die Zehen den Boden zuerst berühren. Gehe so langsam, wie du irgendwie kannst, und dann gehe noch langsamer.
Achte auf deinen Atem, dein Gleichgewicht und die Entspanntheit von Schultern, Brust und Bauch. Spüre das Heben und Senken der Füße und jeden Teil der Bewegungen genau.
Sei dir jeder kleinen Bewegung innerhalb des Bewegungsablaufes bewusst und lasse die Bewegung gleichmäßig sein. Das heißt, du verwendest jeweils nicht mehr oder weniger Zeit für das Heben und Senken sowie die Vorwärtsbewegung des Fußes.
Übe zunächst 20 Minuten lang und gehe in dieser Zeit nur 20 Meter, je nach Räumlichkeit z.B. 4 x 5 Meter.
Wenn du dies einige Zeit geübt hast, gehe das nächste Mal nur 15 Meter in 30 Minuten.
Dies entspricht einer Stundengeschwindigkeit von 30 m, was ungefähr 166 mal langsamer als die durchschnittliche Fußgängergeschwindigkeit ist. Anders ausgedrückt, würde man bei dieser Geschwindigkeit für die üblichen 5 km/h eines durchschnittlichen Fußgängers etwa 167 Stunden brauchen, also eine Woche nonstop.
Wirklich wichtig sind aber bei dieser Übung ganz andere Dinge. Zum einen ist darauf zu achten, tatsächlich zu gehen, also die Füße vom Boden abzuheben und wieder aufzusetzen, und nicht – wie es immer wieder mal vorkommt – zu schlurfen.
Zum anderen geht es natürlich nicht darum, einen Rekord im Langsamgehen aufzustellen, die obige Relation ist nur eine unterhaltsame Zahlenspielerei. Wird die Übung mit einem entspannten Fokus, einer lockeren Aufmerksamkeit durchgeführt, so kann langsam die Erfahrung entstehen, dass der Körper sich von selbst bewegt.
Entscheidend ist hierbei, wirklich in der Erfahrung bzw. die Erfahrung zu sein, den Raum jedes Aspekts der Bewegung auszufüllen oder auszukosten, und damit unser übliches Vorwärtsgerichtetsein zu durchdringen. Stets sind wir „normalerweise“ auf etwas hin orientiert, auf die Erreichung eines Ziels. Wir eilen, hoppeln, humpeln oder jagen die Oberflächen der Erfahrung entlang, wodurch uns die Tiefen und Multidimensionalität der Erfahrung weitestgehend entgehen.
Wir verweilen also bei dieser Übung langsam mehr und mehr in der Erfahrung, die sich so mehr und mehr ausdehnt, ihre oberflächlichen Grenzen durchdringt und einer erweiterten Raum- und Zeit-Erfahrung Platz macht.

4 Übung “Durch Negativität hindurchsehen”
Strecke im Stehen die Arme in Schulterhöhe gerade nach beiden Seiten aus (vgl. Kum Nye-Übung 105). Halte sie ein, zwei oder auch 5 Minuten in dieser Stellung und atme leicht und sanft gleichermaßen durch Mund und Nase, die Zungenspitze leicht den Gaumen berührend. Entspanne alle Muskeln, die nicht gebraucht werden, um diese Stellung zu halten.
Früher oder später wirst du wahrscheinlich eine gewisse Spannung oder Schmerz fühlen. Falls dem so ist, dann atme, während du dir des Gefühls bewusst bist, sanft und gleichmäßig durch Mund und Nase ein und aus.
Negative Gefühle bringen die Tendenz mit sich, unsere Bewusstheit zu fragmentieren und eine Menge Nachdenken darüber zu verursachen, wie man von dem Gefühl wegkommt. Versuche dich leicht auf das Zentrum des ‘negativen’ Gefühls zu fokusieren, was auch immer das für dich heißt. Sei dir des Gefühls bewusst, als ob du ein Bewusstheitspunkt innerhalb des Gefühls selbst wärst. Du kannst auch versuchen ‘von dem Gefühl’ her zu atmen oder mit ihm zu verschmelzen.
Schaue, ob der ‘negative’ Charakter des Gefühls sich ändert, wenn du die Perspektive auf eine der Arten wechselst. Experimentiere auf diese Art eine Minute oder so, wie es dir möglich ist.
Beschreibt die Bezeichnung ‘negativ’ eine Art, Gefühle von der Außenseite oder Oberfläche her wahrzunehmen?
5 Kum Nye Übung 97 „Zeit empfinden“

Setze dich auf eine Matte oder ein Kissen, platziere die beiden Fußsohlen direkt auf einander und ziehe die Füße so nah wie möglich an den Körper heran. Lege nun die Hände auf die Knie, hebe die Ellenbogen etwas an und drücke nach unten. Strecke den oberen Rücken etwas nach oben und lass den Nacken zwischen den Schultern ruhen.
Beuge dich jetzt langsam von der Hüfte aus nach vorne und so weit es geht nach unten. Bleibe eine Minute oder länger unten, atme sanft durch Mund und Nase. Richte dich langsam wieder auf, fühle die Körperempfindungen und dehne sie aus.
Wiederhole die Übung noch zweimal und sitze dann 5 Minuten still und lasse alle Gefühle sich über deinen Körper hinaus in alle Richtungen ausdehnen.

Übe diese gesamte Sequenz täglich für drei Wochen und halte in einem Notizbuch fest, inwieweit sich dein Zeitempfinden, dein Gefühlsfluss und der Grad deiner Entspanntheit verändert haben.
Dann kannst du zur Übungssequenz Level IV übergehen, die ich demnächst hier darstellen werde.
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